Nachbericht "Sustainability Strategy"
Am 6. November widmete sich Strategie Austria zum bereits vierten Mal der Nachhaltigkeit. Unter dem Motto "Sustainability Strategy: Ganz ehrlich – Who cares?" wurde der Frage nachgegangen, ob wir bei der Thematik die Menschen verloren haben. Beziehungsweise, womit wir sie für diese wichtige Sache gewinnen können. Es diskutierten Prof. Mag. Dr. Scharitzer (Wirtschaftsuniversität Wien), Isabelle Schnellbügel (Accenture Song DACH) und Dr. Stefan Schiel (marketmind) unter der Moderation von Jana David-Wiedemann (BBDO Wien).
Im ersten Lightning Talk beleuchtet Prof. Mag. Dr. Scharitzer die Nutzendimensionen von Nachhaltigkeit. Die Zahlen der empirischen Forschung zeigen, dass es Sustainability gar nicht leicht hat, sich durchzusetzen. Durch den laufenden Krisenmodus von der Gesundheits-, über die Sicherheits- und Finanzkrise verliert Nachhaltigkeit in der persönlichen Bedeutung. Dementsprechend muss jede Nachhaltigkeitsbotschaft einen persönlichen Nutzen haben. Mit anderen Worten: "What's in for me" entscheidet über die Akzeptanz und Handlung. Nachhaltigkeit und ihre Dimensionen müssen in konkrete Produkte und Lebenswelten übersetzt und dadurch "begreif- und erlebbar" werden. Auf die Frage nach der Zukunftsperspektive äußert Dieter Scharitzer seine Überzeugung, dass "Nachhaltigkeit nur eine Chance in einer Win-Win-Win-Situation haben wird, in der Konsument:innen, Unternehmen und die Umwelt gewinnen. Denn Nachhaltigkeit wird in der Strategie unverzichtbar und schließt wirtschaftliche Profitabilität nicht aus."
Im zweiten Lightning Talk inspiriert Isabelle Schnellbügel mit einer völlig neuen Sichtweise auf die Konsumten:innen. Sie stellt neu definierte Nachhaltigkeits-Archetypen vor. Die von Accenture Song weltweit durchgeführt Studie „Our Human Moment“ basiert auf dem Gedanken, Sustainability näher an die Lebensrealität zu bringen. "Wir müssen Nachhaltigkeit menschlicher machen, statt die Menschen nachhaltiger machen zu wollen." Denn der Planet als Argumentationsheimat kann ziemlich groß sein, der persönliche Alltag jedoch viel greifbarer. Ein Beispiel: Wenn jemand gern jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fährt, kann es sein, dass er es nicht wegen Sustainability tut, sondern um an der frischen Luft zu sein, Bewegung zu machen und gesund zu bleiben. Darin liegt ein Potenzial "To Crack the Code". Denn aktuell zeigt die Marktforschung, dass der Wille nachhaltig zu leben sinkt, wenn das Wort Nachhaltigkeit fällt! D.h. wir brauchen neue Sichtweisen, Motive und Insights, um Menschen zu motivieren. Dabei helfen die sechs Archetypen vom "Diligent Optimism" bis "Uncertain Skeptisicm".
Dr. Stefan Schiel zeigt in seinem Lightning Talk, wie sich Nachhaltigkeit auf die Reputation von Unternehmen auswirkt. Gemeinsam mit der Gesellschaft für Kommunikation und Reputation (komrep.at) widmet sich Schiel der wissenschaftlichen Messung von kommunikationsrelevanten Reputationsdimensionen auf die Wahrnehmung von Marken. Zu diesen Dimensionen gehören Products & Services, ebenso wie Leadership, Performance und unter anderem auch CSR & Sustainability. Analog zu anderen Studien bestätigt auch Stefan Schiel: "Zwischen 2022 und 2023 hat Sustainability als Reputationsbereich an Bedeutung verloren. Um -2 bis -9%." Ein schlechtes Zeichen? Ja, aber gleichzeitig gibt es die gute Nachricht, dass Nachhaltigkeit stärker in die Unternehmens-Strategien integriert wird, umfassender gedacht wird und damit auch Innovationen und neue Services hervorbringt. Ein Bogen zu Impuls "What's in for me".
Die Lightning Talks führen zu einer sehr leidenschaftlichen und fundierten Diskussion über mögliche Zukunftsszenarien, die Vor- und Nachteile der Regulatorik, der Geschwindigkeit der Maßnahmen, der Rolle Asiens und Bedeutung von Technologie. Wo werden wir in 10 Jahren stehen und was werden wir dann sagen? Raum und Notwendigkeit, der Thema Nachhaltigkeit bei Strategie Austria auch in Zukunft wieder zu beleuchten. Dieser 4. Event wird nicht der letzte gewesen sein!