Corporate Strategy
Am 11. Oktober widmete sich Strategie Austria dem Thema "Corporate Strategy: Gehört in jeden Vorstand ein:e Designer:in?" Im Trompetensaal der Post diskutierten Top-Speaker:innen darüber, was sie unter Strategie verstehen, wie sie erarbeitet und dargestellt werden sollte und wie wertvoll diese für ein Unternehmen ist.
Moderiert von Sebastian Loudon erzählten zunächst die Vertreter:innen von A1, Post und ERSTE BANK Group über ihre persönlichen Erfahrungen. Dabei wurde sehr schnell klar, wie emotional und gleichzeitig pragmatisch Strategiearbeit in Unternehmen sein kann. Oder wer überhaupt den Begriff Strategie verwenden darf, weil es doch nur eine geben kann. Dass heute Corporate Strategy selbstverständlich auch Nachhaltigkeit inkludiert, aber dafür noch immer zu wenig zu langsam passiert, und dass sich sogar ein Blick in die Glaskugel messen lässt, hat im zweiten Teil des Nachmittags leidenschaftliche Diskussionen ausgelöst. Conclusio: Strategie ist von unschätzbarem Wert, weil sie die Leitplanken vorgibt und damit Orientierung schafft für alle, die in einem und für ein Unternehmen tätig sind.
Stefan Schindele (Brand Management, A1 Telekom Austria Group)
Die Anforderungen bei der Erarbeitung der Unternehmensstrategie sind vielfältig. Es gilt, Nutzen und Ausrichtung sinnvoll in Einklang zu bringen und dabei alle Beteiligten abzuholen. Denn oft arbeiten mehrere Abteilungen an "ihrer Strategie", aber selten fügt jemand all diese Perlen in eine Reihe zur Gesamtstrategie. Für Stefan Schindele laufen wir Gefahr einen Strategie-Tsunami auszulösen und er plädiert dafür, das Instrument Strategie nicht inflationär einzusetzen.
Maurizio Poletto (Chief Platform Officer ERSTE BANK Group)
"There needs to be a creative in every board." Dieser Satz war Auslöser und Leitgedanke für unsere Veranstaltung.
Als Schlüsselaufgabe des Kreativen sieht Maurizio Poletto dabei "connecting the dots". Für ihn steht fest, dass Strategie keine hübschen Bilder und Grafiken braucht, sie muss klar auf den Punkt gebracht werden. Wenn sich jede:r in einer Strategie wiederfindet, dann ist sie zu komplex und nutzlos. Überraschender Insight: Manchmal stehen Vision und Strategie gar nicht am Anfang eines Vorhabens, sondern formen sich erst am Weg.
Manuela Bruck (Executive Vice President Unternehmenskommunikation, Kundeninitiativen und Kundenservice, Österreichische Post AG)
"Die Glaubwürdigkeit der Strategie wird entscheidend von Marke und Kommunikation geprägt und im großen Überbau von der Unternehmenskultur. Daran aktiv zu arbeiten, zahlt sich aus." Wesentlich für die Strategie ist eine Unternehmenskultur, welche die Mitarbeitenden auf die Ziele und Werte einschwört. Manuela Bruck verrät, sie habe die Corporate Strategy so stark verinnerlicht – darüber könne sie auch um 3 Uhr morgens referieren.
Florian Schleicher (Marketing Advisor & Strategist, futureS)
"Man kann Nachhaltigkeit authentisch in der Strategie verankern und gleichzeitig davon profitieren." Am Modell „Profit – People – Planet“ erläutert Florian Schleicher, dass Nachhaltigkeit aus der Schnittmenge dieser Parameter resultieren sollte. "Big brands" haben den größten Hebel und auch die größte Macht, um echte Fortschritte zu erzielen. Es passiert aber noch immer zu wenig. Das beweist allein schon ein Vergleich: Die Häufigkeit, mit der "Nachhaltigkeit" genannt wurde, steigt in den letzten Jahren paradoxerweise ebenso steil an wie die globalen CO2-Emissionen.
Stefan Schiel (Managing Director, marketmind)
"Wir messen Wahrnehmungsphänomene, mit denen man in die Zukunft schauen kann." Strategie messbar zu machen, ermöglicht es, Richtung und Erfolg des eingeschlagenen Weges zu kontrollieren und ggf. anpassen zu können. Vanity Metrics oder Actionable Metrics – entscheidend ist die Belastbarkeit der Ergebnisse. Und diese hängt immer von strengen Kriterien bei Fragestellung und Interpretation ab. Wie kraftvoll und klar eine Strategie formuliert sein kann, bringt Stefan Schiel am Beispiel des ehemaligen VW-Managers Ferdinand Piech auf den Punkt, der in den 90er Jahren die Devise ausgab: "Wir holen die Chinesen vom Fahrrad".